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Arm Candy
Die Ikonen unter den Designer-Handtaschen.
It-Bags gibt es viele. Jedes Jahr sind es etliche neue Modelle, die von Designern auf den Markt gebracht und von internationalen Fashionistas begeistert aufgenommen werden. Diese Taschen greifen aktuelle Trends auf, werden kurzfristig von allen getragen, doch nach wenigen Monaten, spätestens aber nach nur ein paar Saisons, sind sie wieder Geschichte und verschwinden in den Versenkungen des Kleiderschranks. Es gibt allerdings auch Taschen, die einfach nie aus der Mode kommen. Aufgrund ihres Designs, ihrer Entstehungsgeschichte und ihrer Assoziation mit grossen, modischen Persönlichkeiten sind sie seit Jahrzehnten heiss begehrt und nicht mehr aus der Fashionwelt wegzudenken. Dazu gehören etwa die Birkin und Kelly Bag von Hermès oder die 2.55 von Chanel: Sie sind zu Modeikonen avancierte Luxustaschen, haben zum Teil (jahre)lange Wartelisten und erzielen Rekordverkaufspreise.
Bevor man hohe Summen an Verkäufer überweist, sollte man jedoch vor allem beim Kauf von Second Hand oder Vintage Modellen eine Expertin oder einen Experten heranziehen. Alle dieser Taschen verfügen über einen hohen Wiedererkennungswert, was nicht zuletzt dazu führt, dass es viele Nachahmungsversuche und Kopien gibt. Ist die Tasche echt, lohnt sich durch zunehmende Wertsteigerung eine Investition in eine Chanel 2.55, Kelly oder Birkin Bag aber in jedem Fall. Um die Frage, wie gerade diese Taschen zum Kultstatus gekommen sind, ranken sich viele Mythen. Wir sind den Legenden auf den Grund gegangen und teilen nun gerne unsere Insights zu den Geschichten dieser ikonischen Taschenmodelle.
Chanel 2.55
Als Coco Chanel die 2.55 im Februar 1955 (daher auch der Name der Tasche) lancierte, war sie eine Innovation. Wo Handtaschen bis dahin kurze Henkel hatten oder einfach als Clutch getragen wurden, hatte die 2.55 eine absolute Neuheit: Schulterriemen. Dank Coco Chanels Design konnten Frauen ab diesem Zeitpunkt die Tasche praktischerweise über die Schulter hängen, hatten die Hände frei und mussten sich nicht mehr ständig sorgen, die Handtasche zu verlieren. Alle Reisverschlüsse und Innentaschen dienten einem besonderen Zweck, zum Beispiel dem Verstauen von Bargeld oder dem Lippenstift.
In den 1980er Jahren designte Karl Lagerfeld eine Neuauflage der 2.55. Bei der Form und der typisch abgesteppten Struktur des Materials blieb Lagerfeld dem Vorgängermodell treu, die grösste und auffälligste Änderung ist der Verschluss. Anstatt des schlichten Mademoiselle-Drehverschlusses, ziert das Chanel-Logo mit den zwei verschlungenen «Cs» die neueren Modelle nach Lagerfelds Entwürfen. In Sachen Funktionalität war die Chanel 2.55 in den 1950er Jahren sozusagen revolutionär.
Im 21. Jahrhundert, wo funktionales Design kein Innovations- oder Seltenheitsfaktor mehr ist, ist das Modell zum Inbegriff von Luxus und ein modisches Statussymbol geworden. Der Wiedererkennungswert des Chanel-Klassikers ist hoch, nicht nur neu gekaufte Taschen stehen hoch im Kurs, sondern auch einzigartige Vintage-Modelle sind sehr gefragt.
Coco Chanel mit ihrer 2.55 Bag
Eine schwarze Kelly Bag von Hermès.
Hermès Kelly Bag
Die ikonische Kelly Bag wurde bereits in den 1930er Jahren in der Maison Hermès, die bis dahin für ihre Reise- und Satteltaschen bekannt war, entworfen und mehrere Jahrzehnte unter dem Namen «Petit Sac Haut à Courroies» geführt. Nachdem die Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Grace Kelly, die auch für ihren eleganten Stil bekannt war, am Tag ihrer Verlobung mit dem monegassischen Fürst Rainier und zu zahlreichen anderen Terminen mit einer solchen Tasche gesichtet wurde, nannte man sie kurzerhand in «Kelly Bag» um. Es wird gemunkelt, die Fürstin hätte eine Kelly Bag auch dazu genutzt, ihren wachsenden Babybauch zu verdecken.
Durch ihr schlichtes Design ist sie, ähnlich wie die Birkin Bag, Ausdruck guten Geschmacks. Typisch für die Kelly Bag sind der Verschlussgürtel inklusive Vorhängeschloss sowie die trapezartige Form. Eine Hermès Tasche steht auf den Wunschlisten vieler Fashionistas. Diese wiederum stehen auf den langen Wartelisten für die Tasche, weshalb Vintage-Modelle oder Kelly Bags aus zweiter Hand sehr hoch gehandelt werden.
Hermès Birkin Bag
Die Birkin Bag ist die kleine Schwester der Kelly Bag, könnte man sagen. So wie für die meisten Klassiker – welcher Art auch immer – weiss man über die Entstehung der Birkin Bag eine besondere Legende zu erzählen.
Die britische Schauspielerin Jane Birkin war in den 1980er Jahren dafür bekannt, gerne mit Korbtaschen unterwegs zu sein – ein simples Accessoire, indem auch Spielzeug und Nahrung für ihre kleine Tochter Platz fanden. Auf einem Flug von Paris nach London traf Jane Birkin auf Jean-Louis Dumas, den damaligen Vorsitzenden von Hermès. Er fragte sie nach dem Grund ihrer aussergewöhnlichen Taschenwahl, woraufhin sie antwortete, keine Tasche zu finden, die Stauraum für die Fläschchen ihrer Tochter bot. Dumas nahm sich der Herausforderung an und skizzierte noch während des Flugs eine Tasche, die den von Birkin genannten Kriterien entsprach.
Die Birkin Bag verfügt über den für Hermès typischen Verschlussgürtel mit Vorhängeschloss, sie hat im Gegensatz zur Kelly Bag allerdings zwei Henkel – für einen guten Griff, selbst dann, wenn mal wieder der gesamte Hausrat mit dabei ist.
An jeder einzelnen Tasche arbeitet nur ein einziger Täschner, die Herstellung eines Modells kann bis zu einer Woche dauern. Von Anfang an wurden daher nur wenige Stückzahlen der Birkin Bag produziert, was ihr schon nach kurzer Zeit zu Exklusivität und Status verhalf.
Jane Birkin mit einer ihrer individualisierten Birkin Bags.